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Vereinfachung bringt neue Probleme

Unser Stoffwechsel ist so komplex, dass er nicht auf einfache Grundprinzipien reduziert werden kann. Für den Normalo, der allerdings wenig von Biochemie versteht, müssen Vorgänge aber verständlich gemacht werden. Hier helfen Vereinfachungen. Das Problem: einige Fakten und Infos bleiben auf der Strecke. Diese vereinfachten Denkansätze können dann dazu führen, dass bestimmte Aussagen komplett fehlinterpretiert werden. Hier ein paar Beispiele:

„Insulin ist ein Hormon, welches vor allem ausgeschüttet wird, wenn der Blutzuckerspiegel steigt. Das geschieht beispielsweise beim Verzehr von Kohlenhydraten. Kohlenhydrate in Form von Brot oder Nudeln werden zersetzt und zu einzelnen Zuckermolekülen gespalten (Glukose). Die Glukosekonzentration steigt nun im Blut und Insulin wird ausgeschüttet, um die Glukose in die Zellen zu befördern. Insulin hat aber ebenfalls die Eigenschaft, die Fetteinlagerung zu beschleunigen und den Fettabbau aus den Zellen zu inhibieren.“  

Fazit: Kohlenhydrate verhindern, dass man abnimmt.

Das ist natürlich vollkommener Blödsinn, auch wenn jeder der vorigen Sätze stimmt. Aber diese letzte Aussage ist eben nur ein kleiner Teil eines riesigen Netzes von Reaktionen die gleichzeitig ablaufen. Denn auch Proteine/Eiweiße stimulieren die Insulinausscheidung. Und auch wenn Insulin vorhanden ist, kann Fett trotzdem abgebaut werden. Und selbst wenn man überhaupt keine Kohlenhydrate isst, kann man immernoch zunehmen [1]. Ein anderes Beispiel:

„Um Fett zu verbrennen, benötigen die Zellen Sauerstoff (ß-Oxidation). Je intensiver ich Sport betreibe, desto weniger Sauerstoff kann ich aufnehmen im Vergleich zum Sauerstoffbedarf. Die Fettoxidation ist also am effizientesten, wenn die Trainingsintensität nicht zu hoch ist.“

Fazit: Um Fett zu verlieren muss man im moderaten Bereich Sport betreiben.

Auch wieder alles korrekt, außer das Fazit. Denn tatsächlich zeigen Studien, dass langfristig mehr Fett verbrannt wird, wenn man intensiver trainiert. Das liegt daran, dass die Kalorienbilanz am Ende entscheidet ob du abnimmst oder nicht – unabhängig davon was in diesen 60 min während des Trainings verbrannt wurde [2]. In diesem Atemzug muss ich aber noch einen weiteren Grund für die Verwirrung aufbringen.

Dunning Kruger Effekt

Der Dunning Kruger Effekt [3] ist ein spannendes Phänomen, das man nicht nur in sozialen Netzwerken, sondern oft auch bei sich selbst beobachten kann. Ich bin davon natürlich nicht ausgeschlossen. Kurzgesagt bezeichnet dieser Effekt die Inkompetenz, die eigene Unwissenheit zu erkennen. Was heißt das also? Wenn wir meinen uns in einem neuen Themenbereich super auszukennen, haben wir tatsächlich in den allermeisten Fällen überhaupt keine Ahnung, wovon wir gerade reden.

Denn wenn wir etwas Neues lernen, ist die Lernkurve zu Beginn sehr steil. Wir lernen, dass die Makronährstoffe Kohlenhydrate, Proteine und Fette sind. Wir lernen, dass Fettzellen durch ein Überangebot an Energie wachsen können und wir erfahren, dass wir unsere Trainingsleistung am besten mit vollen Kohlenhydratspeichern optimieren.

Und dann meinen wir, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Wir verbreiten unser neu gewonnenes Wissen. Und vieles davon ist oft auch korrekt. Doch am Anfang können wir leider schlecht differenzieren, welche Informationen stimmen und welche nicht. Stell dir vor, du willst ein Puzzle erstellen. Du setzt Teile zusammen und stellst fest sie passen. Dann machst du an einer anderen Stelle weiter und erzeugst so viele Cluster von kleinen passenden Puzzleelementen. Doch je mehr du sie zusammensetzt, desto eher merkst du, dass die einzelnen Cluster, die du geformt hast überhaupt kein gemeinsames Bild ergeben. Denn du greifst random in eine große Kiste mit Puzzleteilen (Internet) und ziehst die Puzzleteile raus (Informationen) und schaust wo du irgendwo ein Puzzleteil findest, an das du ran bauen könntest (voreingenommene Ansichten). Letztendlich muss man aber meist realisieren, dass man schlichtweg Teile von unterschiedlichen Puzzlen versucht hat aneinanderzureihen.

Wenn der Gipfel der Selbstüberschätzung erreicht ist, kommt schnell die Einsicht und das wirkliche, unvoreingenommene Lernen kann beginnen.

Um Studienergebnisse korrekt zu analysieren und zu interpretieren, benötigt man mehr als nur gewisse Grundkenntnisse in dem Bereich. 7 Jahre Studium haben mir eine Grundlage gegeben, welche ich seitdem in meiner Freizeit mit immer neuem Wissen erweitere. Ein Bachelor in molekularer Biotechnologie, einen Master in Nutrition & Biomedicine und über 5 Jahre Berufserfahrung als Personal Trainer und begeisterter Sportler, sowie zahlreiche Fortbildungen haben mir geholfen so fit zu werden wie noch nie zuvor. Wissen ist Macht und wenn du wissen willst, wie du deine Gesundheitlichen Probleme auf die Reihe bekommst, meld dich bei mir

Literaturverzeichnis

[1] https://www.nature.com/articles/ejcn2016260

[2] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2278845/

[3] Dunning, David. „The Dunning–Kruger effect: On being ignorant of one’s own ignorance.“ Advances in experimental social psychology. Vol. 44. Academic Press, 2011. 247-296.

Über den Autor

Christian Koutny

Ich heiße Christian Koutny und bin als Personal Trainer, Ernährungscoach und Hochschuldozent in München tätig. Jeder kann sein Potenzial so weit ausschöpfen, dass er sich wohl in seinem Körper fühlt und seine sportlichen Ziele erreicht. Hierbei möchte ich dir helfen.